Frowe, enlât iuch niht verdriezen


Frowe, enlât iuch niht verdriezen

miner rede, ob si gefüege sî.

möhte ichs wider iuch geniezen.

sô waer ich den besten gerne bî.

wizzet daz ir schoene sît:

hât ir, als ich mich verwaene,

güete bî der wolgetaene,

waz danne an iu einer êren lît!

 

′Ich wil iu ze redenne gunnen

(sprechent swaz ir welt), obe ich niht tobe.

daz hât ir mir an gewunnen

mit dem iuwern minneclîchen lobe.

ichn weiz obe ich schoene bin,

gerne hete ich wîbes güete.

lêret mich wiech die behüete:

schoener lîp entouc niht âne sin.′

 

Frowe, daz wil ich iuch lêren,

wie ein wip der werlte leben sol.

guote liute sult ir êren,

minneclîch an sehen und grüezen wol:

eime sult ir iuwern lîp

geben für eigen, nement den sînen.

frowe, woltent ir den mînen,

den gaeb ich umb ein sô schoene wîp.

 

′Beide schowen unde grüezen,

swaz ich mich dar an versûmet hân,

daz wil ich vil gerne büezen.

ir hânt hovelîch an mir getân:

tuont durch mînen willen mê,

sît niht wan mîn redegeselle.

in weiz nieman dem ich welle

nemen den lîp: ez taete im lihte wê.′

 

Frowe, lânt michz alsô wâgen:

ich bin dicke komen ûz groezer nôt:

unde lânts iuch niht betrâgen:

stirbe ab ich, sô bin ich sanfte tôt.

′hêrre, ich wil noch langer leben.

lîhte ist iu der lîp unmaere:

waz bedorfte ich solher swaere,

solt ich mînen lîp umb iuwern geben?′



(* 1170-00-00, † 1230-00-00)



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