Warum willst du draußen stehen


Warum willst du draußen stehen,

du Gesegneter des Herrn?

Laß dir bei mir einzugehen

wohlgefallen, du mein Stern!

Du mein Jesus, meine Freud,

Helfer in der rechten Zeit,

hilf, o Heiland, meinem Herzen,

von den Wunden, die mich schmerzen.

 

Will ich denn mein Elend lindern

und erleichtern meine Not

bei der Welt und ihren Kindern,

fall ich nur in neue Not:

da ist Trost, der mich betrübt,

Freude, die mein Unglück liebt,

Helfer, die mir Herzleid machen,

gute Freunde, die mein lachen.

 

In der Welt ist alles nichtig,

nichts ist, das nicht kraftlos wär.

Hab ich hoheit, die ist flüchtig;

Hab ich Reichtum, was ists mehr

als ein Stücklein armer Erd?

Hab ich Lust, was ist sie wert?

was ists, das mich heut erfreuet,

das mich morgen nicht gereuet?

 

Aller Trost und alle Freude

ruht in dir, Herr Jesus Christ:

dein Erfreuen ist die Weide,

da man immer fröhlich ist.

Leuchte mir, o Freudenlicht,

ehe mir mein Herze bricht,

laß mich, Herr, an dir erquicken,

Jesus, komm, laß dich erblicken.

 

Freu dich, Herz, du bist erhöret,

jetzo zeucht er bei dir ein;

sein Gang ist zu dir gekehret,

heiß ihn nur willkommen fein

und bereite dich ihm zu,

gib dich ganz zu seiner Ruh,

öffne dein Gemüt und Seele,

klag ihm, was dich drück und quäle.

 

Was du Böses hast begangen,

das ist alles abgeschafft;

Gottes Liebe nimmt gefangen

deiner Sünden Macht und Kraft.

Christi Sieg behält das Feld,

und was Böses in der Welt

sich will wider dich erregen,

wird zu lauter Glück und Segen.

 

Alles dient zu deinem Frommen,

was dir bös und schädlich scheint,

weil dich Christus angenommen

und es treulich mit dir meint.

Bleibst du dem nur wieder teu,

ists gewiß und bleibt dabei,

daß du mit den Engeln droben

ihn dort ewig werdest loben.



(* 1607-03-12, † 1676-05-27)



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