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Schlosslegende


Zu Berlin im alten Schlosse

sehen wir aus Stein gemetzt

wie ein Weib mit einem Rosse

sodomitisch sich ergetzt.

 

Und es heißt, dass jene Dame

die erlauchte Mutter ward

unseres Fürstenstamms - Der Same

schlug fürwahr nicht aus der Art.

 

Ja, sie hatten alle wenig

von der menschlichen Natur,

und an jedem Preussen-König

merkte man die Pferdespur.

 

Stets brutal zugleich und blöde,

Stallgedanken, jammervoll,

eine Gewieher ihre Rede

eine Bestie jeder Zoll.

 

Du allein, du des Geschlechtes

letzter Sprößling, fühlst und denkst

wie ein Mensch, und hast ein echtes

Christenherz und bist kein Hengst.



(* 13.12.1797, † 17.02.1856)




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3/5 bei 2 Stimmen

Kommentare

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  • Gravatar von Joe
    Joe |
    vor rund 13 Jahren

    Ein herrlich satirisches Gedicht! Heutzutage wohl nicht mehr "politically correct", aber die Anspielung auf F. W. IV. Impotenz gehört mit zum schönsten Nachtreten in Heines Werk...