Der letzte Gast


Wenn die letzten Lampen brennen

Traulich um den letzten Gast,

Winkt ihm köstliches Erkennen

Nach dem Lärmen und dem Rennen:

Wenn die letzten Lampen brennen,

Wird ihm erst die rechte Rast.

 

Wundervolle Träume steigen

Dann aus seinem stillen Glas:

Denn verrauscht ist dann der Reigen,

Und es lockt das weite Schweigen -

Wundervolle Träume steigen

Aus dem Glas im übermaß!

 

Doch aus solchem reichen Sinnen

Schreckt den Gast die Kellnerin,

Weil er immer noch herinnen,

Und der Tag schon will beginnen -

Ach! aus seinem reichen Sinnen

Schreckt ihn rauh die Kellnerin:

 

Löscht ihm höhnisch Lamp′ um Lampe,

Klappert giftig mit dem Geld,

Türmt die Stühle mit Gestampe,

Will jetzt schlafen, diese Schlampe,

Löscht ihm höhnisch Lamp′ um Lampe -

Gott, wie arm ist deine Welt!



(* 1866-12-04, † 1928-03-29)



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