Wär ich berühmt


Wär ich berühmt, der Liebe würd ich rüsten

Ein Meer der Feste, mich den Gluten betten,

Wie Möwen ruhen mit den weißen Brüsten,

Wenn sich der Brandung hohe Wogen glätten.

 

Wie Götter von dem Weihrauch trunken sind,

Und roter Wein von ihrem Kranze taut,

Aus meinem Atem strömte heiß der Wind

Wie Flammen tönend, Liebe jeder Laut.

 

Die Himmel wohnten in der Liebe Schweigen,

Wenn ihre Fackeln von dem Harze rauschen.

Und wir zum zarten Tone ferner Geigen

Das starke Gift der stolzen Küsse tauschen.

 

Dem Ozean der Träume hingegeben,

Den sonngen Inseln der Zwei-Einsamkeit,

Wo große Schwäne uns zu Häupten schweben,

Sirenen, singend alter Liebe Leid.

 

- Wär ich berühmt - Nun hocke ich beim Licht

Der trüben Lampe. Und des Morgens Schein

Zeigt mir der Krankenschwester grau Gesicht,

Die hinschlürft über feuchten Pflasters Stein.



(* 1887-10-30, † 1912-01-16)



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