Einem jungen Freunde


Als er sich der Weltweisheit widmete

 

Schwere Prüfungen musste der griechische Jüngling bestehen,

Eh das eleusische Haus nun den Bewährten empfing;

Bist du bereitet und reif, das Heiligtum zu betreten,

Wo den verdächtigen Schatz Pallas Athene verwahrt?

Weißt du schon, was deiner dort harrt? Wie teuer du kaufest?

Dass du ein ungewiss Gut mit dem gewissen bezahlst?

Fühlst du dir Stärke genug, der Kämpfe schwersten zu kämpfen,

Wenn sich Verstand und Herz, Sinn und Gedanken entzwein?

Mut genug, mit des Zweifels unsterblicher Hydra zu ringen,

Und dem Feind in dir selbst männlich entgegen zu gehn?

Mit des Auges Gesundheit, des Herzens heiliger Unschuld

Zu entlarven den Trug, der dich als Wahrheit versucht?

Fliehe, bist du des Führers im eigenen Busen nicht sicher,

Fliehe den lockenden Rand, ehe der Schlund dich verschlingt!

Manche gingen nach Licht und stürzten in tiefere Nacht nur;

Sicher im Dämmerschein wandelt die Kindheit dahin.



(* 1759-11-10, † 1805-05-09)



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