St!


Die Zwitter und die Zitterer,

Die zischelten zusammen,

Ob′s schon zur Zeit sei, die Censur

Aus Deutschland zu verdammen.

 

Der Erste sagt′, es müsse gehn;

Der Zweite sprach: es macht sich;

Der Dritte setzt die Brille auf

Und hat erst noch bedacht sich.

 

Die Zwitter und die Zitterer

Sie disputirten leise;

Sie schloßen Thür und Fenster zu,

Und das war äußerst weise.

 

Der Vierte sprach: seid nicht zu schnell!

Hübsch vorsichtig, ihr Leutchen!

Es ist noch manches Hinderniß

Für solch Ziel zu beseit′gen!

 

Da dachten gleich die Zwitter nach

Den letzten Interdicten;

Die Zitt′rer aber sahen sich

Bedenklich an und nickten.

 

Der Fünfte sprach: ′s ist noch nicht Zeit;

Die Fürsten sind dagegen!

Die beiden Letzten wollten sich

Die Sach′ noch überlegen.

 

Sie zankten leis′ und zischelten,

Die Zitt′rer und die Zwitter;

Sie sahen scheu und duckten sich

Wie Schafe beim Gewitter.

 

Ein Secretair, der räuspert′ sich:

Da fuhr′n sie auseinander;

Sie hatten einen Schreck gekriegt,

Und zitterten selbander.

 

Die Zwitter und die Zitterer,

Sie schwiegen nicht sehr lange;

Doch ward bei dem Politisirn

Den Meisten angst und bange.

 

Sie zischelten und zankten leis′,

Auf daß es Niemand höre;

Ob die Gedankenfreiheit jetzt

Schon einzuführen wäre.



(* 1810-03-27, † 1876-10-25)



Weitere gute Gedichte von Adolf Glaßbrenner zum Lesen.