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Mai


Ich möchte schweigend, Lieber, dich umfangen,

Gehüllt in süße, bange Dämmerungen.

Es wird so viel zu meinem Preis gesungen,

Daß mir die Lust am Liede fast vergangen.

 

Wärst du so heiß von seligem Verlangen,

Wie eine Lilie, deren weiße Zungen

Den langen Tag nach kühlem Trost gerungen,

Bis daß sie müd′ und matt zur Erde hangen:

 

Komm her zu mir, ich gebe dir zu trinken,

So viel du magst, mein treuer deutscher Zecher,

Aus meinem bodenlosen Liebesbecher!

 

Siehst du die hellen Thauestropfen blinken

Dort an den Lilien in der Morgensonne?

Wie mäßig schaltet ihr mit meiner Wonne!

 

(Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten)



(* 07.10.1794, † 01.10.1827)




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