Pantheon


1.

 

Sei mir gegrüßt, ehrwürdiges Haus des alten Olympus,

Götter und Menschen, umsonst such′ ich sie wieder, du bliebst!

Aber warum? Man hat dich mit Eselsohren geheiligt,

Und nach dem Sprichwort hast selbst du mit den Wölfen geheult.

 

2.

 

Welch erschrecklich Gesicht, es hat der Tiber die Wasser

Ueber die Ufer geschwellt, weit in die Stadt sie geführt.

Und der zürnende Strom ist bis zum Corso gedrungen,

An der Rotunda hinauf spielet die wachsende Fluth.

Einst, so liest man in heiliger Schrift, hat die strafende Sündfluth

Auch die große Natur rein von Bewohnern gefegt.

 

3.

 

Auf, ans Pantheon hin, untrügliche Forscher der Vorzeit,

Und das mächtige Rund seht ihr von Wasser gefüllt.

Ja, ihr habt Recht, ihr setzet ja Erd′ und Himmel in Wasser,

Und das Pantheon selbst habt ihr zum Badhaus gemacht.



(* 1804-11-21, † 1830-01-17)



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