Der Kirchhof


Die Ruh′ ist wohl das Beste,

Von allem Glück der Welt,

Mit jedem Wiegenfeste

Wird neue Lust vergällt,

Die Rose welkt in Schauern,

Die uns der Frühling giebt;

Wer haßt, ist zu bedauern,

Und mehr noch fast, wer liebt.

 

Es trübt den eignen Frieden

Mit seiner Gluth das Herz,

Das Kind ist nicht zufrieden,

Dem Mann bleibt nur der Schmerz.

Du hoffst umsonst vom Meere,

Vom Weltgetümmel Ruh′;

Selbst Lorbeer, Ruhm und Ehre

Heilt keine Wunden zu.

 

Nun weiß ich auf der Erde

Ein einzig Plätzchen nur,

Wo jegliche Beschwerde

Im Schooße der Natur,

Wo jeder eitle Kummer,

Der mir den Busen schwellt,

In langen tiefen Schlummer

Wie′s Laub vom Baume fällt.

 

Ein Plätzchen ach! so theuer,

Wie mich noch keins entzückt,

Wo Lieb′ und liebend Feuer

Mein Herz einst nicht mehr drückt,

Wo′s ruht in aller Stille,

Dem Sturme nicht mehr bloß,

Entbunden aller Hülle,

Ja frei und schicksallos.

 

So freundlich ist′s und heiter,

Wenn du es kennen lernst,

Stets lieblicher und breiter,

Und doch voll hohem Ernst,

Der Vorwelt düstres Grauen

Hat′s königlich geweiht,

Und weiße Steine schauen

In all′ die Einsamkeit.

 

Die Pyramide düstert

Voll finstrer Pracht empor,

Aus jungen Bäumen flüstert

Ein Klagehauch hervor,

Es weht auf diese Gründe

Das grauste Alterthum,

Wenn irgendwo, so finde

Ich hier Elysium.

 

Es glänzt im Abendlichte

Umher die goldne Au′,

Und himmlische Gesichte

Weckt mir das lautre Blau,

Das mit den reinen Fluthen

Dort auf des Berges Nacht,

In sanften Purpurgluthen,

Ein andrer Lethe, lacht.

 

Die Brüder selbst, sie stören

Hier meine Ruhe nicht,

Nur selten, daß sie hören,

Wie mir ein Ach entbricht,

Sie schlafen hier geschieden

Von aller Welt, allein,

O welch ein Glück, hienieden,

Kein Gläubiger zu sein!



(* 1804-11-21, † 1830-01-17)



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