Noch gedenk′ ich jenes Morgens,
Da wir uns zum erstenmale
So von ohngefähr gefunden,
Auf dem Esquilin! Des Klosters
Stillem Garten sahn wir mächtig
Sich der Palme Wuchs entheben,
Und in ihrer Herrlichkeit
Roms Ruinen sich entfalten.
Oftmals wanderten wir einsam
Der Metella Riesengrabe,
Oft der Grotte der Egeria,
Oft des Pincio süßen Höhen,
Oder wohl des Tibers Brücken
Und des Forums Tempeltrümmern,
Und dem Colosseum zu,
Wo der Genius uns geführet.
Und wie um der Römertempel
Altergraue düstre Reste
Lustig Laub und heitre Blumen
Gern in flücht′ger Blüthe wuchern,
Wand durch ernstere Gespräche
Still bedächtliche Betrachtung
Sich ein kecker muth′ger Scherz
In verweg′ner üpp′ger Fülle.
Wahr ist es, auf meinem Boden
Wuchs des Unkrauts viel, zerstörend
Traf ihn Sonnenbrand und Stürme;
Zwar die vollsten Rosenkränze,
Doch der Dornen allzuviele
Drückte mir auf′s Haupt der Amor,
Dem ich in Genuß und Lust
Als ein irrend Weltkind glühte.
Aber du im Heiligthume,
Nie entweiht, hast ihm als Priester
Seine geist′ge Flamm′ erhalten.
Ich verstand dich wohl, und gerne
Hast auch du mich stets geduldet,
Und so wehte mir die Schalkheit
Auch ins Herz den Blüthenduft
Deiner Muse, deiner Scherze.
Aber laß nun, mich zu schelten!
Ist die Sündfluth, die so schnelle
Meine kleine Welt zerstöret,
Endlich doch zurückgewichen,
Und die grünen lichten Höhen
Glänzen schon im Sonnenscheine,
Und der Friedensbogen ruht
Lächelnd im entwölkten Himmel.
Eine Taube ließ ich fliegen -
Deute sie - und einen Oelzweig
Brachte sie zurück! ich habe
Doch mein Bestes mir gerettet.
Freund, mein Herz! In frischer Weihe
Hat es der versöhnten Gottheit,
Hat′s der Muse, die dich krönt,
Ew′ge Treue schon geschworen.
Und so könnt′ ich wohl es wagen,
Dir die Freundeshand zu bieten;
Wär′ ich noch ein Schwärmer, rief′ ich
Alle Tempel Roms zu Zeugen,
Doch wozu? Du liebst zu schweigen,
Liebst die Einsamkeit, und freilich
Dir verdenk′ ich′s nicht, du hast
Alle Grazien zu Gespielen.