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Lied der Freundschaft


Der Mensch hat nichts so eigen,

so wohl steht ihm nichts an,

als dass er Treu′ erzeigen

und Freundschaft halten kann;

wann er mit seinesgleichen

soll treten in ein Band,

verspricht sich, nicht zu weichen

mit Herzen, Mund und Hand.

 

Die Red′ ist uns gegeben,

damit wir nicht allein

für uns nur sollen leben

und fern von Leuten sein;

wir sollen uns befragen

und sehn auf guten Rat,

das Leid einander klagen,

so uns betreten hat.

 

Was kann die Freude machen,

die Einsamkeit verhehlt?

Das gibt ein doppelt Lachen,

was Freunden wird erzählt;

der kann sein Leid vergessen,

der es von Herzen sagt;

der muss sich selbst auffressen,

der in geheim sich nagt.

 

Gott stehet mir vor allen,

die meine Seele liebt;

dann soll mir auch gefallen,

der mir sich herzlich gibt.

Mit diesem Bunds-Gesellen

verlach′ ich Pein und Not,

geh′ auf den Grund der Höllen

und breche durch den Tod.

 

Ich hab′, ich habe Herzen,

so treue wie gebührt,

die Heuchelei und Scherzen

nie wissentlich berührt;

ich bin auch ihnen wieder

von Grund der Seelen hold;

ich lieb euch mehr, ihr Brüder,

als aller Erden Gold.



(* 29.07.1605, † 15.04.1659)




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Kommentare

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  • Gravatar von Johannes Fleu
    Johannes Fleu | johannes.fleu@gmail.com
    vor rund 5 Jahren

    ein wunderbares gedicht, so sollte Freundschaft sein