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Venus Perversa


Dort sitz nieder! sieben Kreuze

zwischen uns! und gönn mir′s: sei nicht Tier!

Sondern ich suche andere Reize:

Dich: komm, liebe dich vor mir!

 

Dich nur. Dich! nur deine verschmachtenden Blicke

und deine zuckende Scham und deine scheuen

Seufzer gönn mir - ja, entzücke

mich mit Deinen Rasereien!

 

O du, wenn die Knospen deiner welken

Brüste unter deinen tastenden Fingern

wieder schwellen wie in Jüngern

Nächten - oh, dies Schwelgen -

 

gönn mir′s, gönn mir′s! Meine eigenen Freuden

sind mir Schaum, der bitter ist -

aber Du, wenn Du so stöhnst und glühst,

will ich mich an Deiner Wildheit weiden:

 

wie du gleich enttäuschten Bräuten

deine einsame Sehnsucht stilltest,

deine heimlichen Seligkeiten

mit berauschten Händen fühltest -

 

fühlst - stillst - - Seele, bricht dein Blick?

O du, laß mich diesen Blick genießen!

dies Verröcheln von Lippen bis zu Füßen!

recke dich nicht so starr zurück -

 

Ekelt dich? - Ah -: witterst du nun den reifen

Menschen? bist du satt der Kuhnatur?! -

Und wir schaudern: wir begreifen

den Triumph der Unnatur.



(* 18.11.1863, † 08.02.1920)




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