Der Knabe


Ich möchte einer werden so wie die,

die durch die Nacht mit wilden Pferden fahren,

mit Fackeln, die gleich aufgegangnen Haaren

in ihres Jagens großem Winde wehn.

Vorn möcht ich stehen wie in einem Kahne,

groß und wie eine Fahne aufgerollt.

Dunkel, aber mit einem Helm von Gold,

der unruhig glänzt. Und hinter mir gereiht

zehn Männer aus derselben Dunkelheit

mit Helmen, die, wie meiner, unstät sind,

bald klar wie Glas, bald dunkel, alt und blind.

Und einer steht bei mir und bläst uns Raum

mit der Trompete, welche blitzt und schreit,

und bläst uns eine schwarze Einsamkeit,

durch die wir rasen wie ein rascher Traum:

Die Häuser fallen hinter uns ins Knie,

die Gassen biegen sich uns schief entgegen,

die Plätze weichen aus: wir fassen sie,

und unsre Rosse rauschen wie ein Regen.



(* 1875-12-04, † 1926-12-29)



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