Waldidyll


Voll Haß und Unrast lief ich in den Wald:

Mein Herz war heiß; die Welt war tot und kalt.

 

Du Bächlein bist so wild und kraus wie ich;

Komm, schäumender Gesell, und lehre mich: -

Du gleitest singend über Blum′ und Moos -

was ist im großen Weltenspiel dein Los?

Und sprühend, perlend klang es aus dem Schaum,

ein Lied, die Welle sang es wie im Traum:

 

»Im Schoß der Berge kurze Stunden träumen,

ein froher Sprung vom steilen Hange her -

an starren Felsenklippen sich zerschäumen -

und seinem Selbst entsagen fern im Meer.« -

 

Noch lange horcht′ ich. Klang′s vom Himmel her?

»Und seinem Selbst entsagen fern im Meer.«



(* 1862-10-07, † 1926-03-05)



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