Echo oder Wiederschall.


Diß Ort mit Bäumen gantz vmbgeben /

Da nichts als Furcht vnd Schatten schweben /

Da Trawrigkeit sich hin verfügt /

Da alles wüst′ vnd öde liegt /

Da auch die Sonne nicht hinweichet /

Da gifftig Vngezieffer schleichet /

Da gar kein Wasser sich ergeust /

Als das auß meinen Augen fleust /

Da gar kein Liecht nicht wird erkennet /

Als daß auß meinem Hertzen brennet /

Bedüncket mich bequeme seyn /

Da ich mich klag′ ab meiner Pein /

Ab meiner Pein vnd tieffstem Leiden /

Daß mich jetzund wird von mir scheiden;

Doch ehe der gewüntschte Tod

Mit Frewden abhilfft meiner Noth /

Will ich von meiner Liebe klagen /

Vnd / ob schon gantz vergeblich / fragen /

Ist dann niemand der tröste mich /

Weil ich so trawer′ jnniglich? Ich.

O Echo / wirst nur du alleine

Hinfort mich trösten / vnd sonst keine? eine.

Wie soll sie leschen meinen Brandt /

Ist sie mir doch noch vnbekandt? bekandt.

Sie wil es aber nicht verstehen /

Lest mich in Angst ohn Ablaß gehen. laß gehen.

Verleuret sich denn ja mein Leidt /

Wem soll ichs dancken mit der Zeit? der Zeit.

So ist nun Noth daß ich verscharre

Das Fewer / vnd der Stund′ erharre? harre.

Wenn ich zu lange harren solt′

Hülff etwas meiner Vngedult? Gedult.

Vielleichte möcht′ ich sterben ehe /

Weil ich im höchsten Elend gehe? entgehe.

So folg′ ich deinem Rathe schlecht /

Hoff′ alles werde gut vnd recht. recht.

Nun bin ich vieler Noth entbunden /

Vnd habe guten Trost empfunden.

Du vnbewohnte Trawrigkeit /

Jhr Hecken voll von meinem Leid′ /

Jhr schwartzen Hölen vnd jhr Wüsten /

Da Eulen / Natern / Schlangen nisten /

Du ödes Ort / gehabt euch wol;

Ich bin für Trawren Frewde voll /

Für Finsternüß such′ ich die Sonnen /

Für Threnen einen kühlen Bronnen:

Die so Vertröstung mir gethan /

Ist so daß sie nicht lügen kan.



(* 1597-12-23, † 1639-08-20)



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