Kindheit


Ein glasgeschnittner Würfel füllte das Zimmer

Sobald es wieder Abend war, den trug

Er oft und stand umtaut von Schimmer.

Draußen ging dunkler Vögel schwerer Flug

Flatternd vorbei und war wie kühles Wehn

Um seine Stirne. Manchmal, wunderbar,

Blieben die fremden Lieder um ihn stehn

Und eine Blume sang in seinem Haar.

Oft schlich er scheu, gebückt in dumpfer Last,

Und sah sich wie ein Feuer, das entlohte.

Augen waren ihm Qual und tief verhaßt,

Der Wald rief ihn, und war doch fremd, und drohte:

Geweih des Hirsches, der weiß im Dunkel stand,

Wollte ihn tragen. Doch der Ast erhob

In bösem Schlage die verkrümmte Hand.



(* 1899-08-20, † 1929-11-07)



Weitere gute Gedichte von Maria Luise Weissmann zum Lesen.