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In Potsdam


Vom Dome hallen Glockenklänge -

Stille Andacht überall,

Gläubig singt des Volkes Menge

Zu der Orgel hellem Schall;

Dort in einsamer Kapelle

An des Altars heilger Schwelle

Knie′n die Allerhöchsten Sünder,

Gottes auserwählte Kinder.

Was sie beten, was sie flehen?

Ihre bleiche Lippe spricht:

»Jetzt, da wir am Abgrund stehen,

Jetzt - nur jetzt verlaß′ uns nicht!

Unser Purpur will erbleichen,

Unsre Macht zerfällt in Scherben:

Lass′ mit Blute sonder Gleichen

Uns den Purpur wieder färben!

Mögen sie zum Himmel beten

Und mit neu gestärktem Muth

Eines Volkes Recht zertreten,

Pochend auf des Höchsten Huth:

Taub und schwach sind ihre Götter,

Taugen nur zum Spiel der Spötter;

Doch der Geist, der ewig freie,

Gibt dem Volk die Siegesweihe!



(* 26.11.1814, † 21.12.1871)




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