Herbst


... Und plötzlich sind die warmen Rosenmädchen

Zu Georginen, hart und müd′ verblasst ...

Die Sonne zündet ihre Märchenfackel

Noch einmal blendend an, und festlich schwebt

Die lichte Sonnenlüge durch die Lüfte,

Und träufelt gold′nes Blut in jedes Blatt

Und träufelt gold′nes Blut in meine Seele ...

Noch einmal liegt der grüne See verträumt

Und streut mir lächelnd klares Schaumgeschmeide ...

Die Gletscher leuchten, wundersam entfacht,

Entbrannt im Abend ... schöne Feenpaläste

Die aufwärts locken - aufwärts - - !

 

Und sie sind

Aus bläulichem Krystall, und traumgewobenen

Opalen und aus flüssigem Rubin ...

Die Sonne zündet ihre Märchenfackel

Noch einmal an, und freudeschluchzend ringt

Das hohe Lied des reifen gold′nen Lebens

Sich noch einmal empor ...

 

Doch schwarz und schweigend

Naht sich die Wolkennacht ... Und lautlos wird

Von ihrem Hauch die Sonnenfackel sterben

Und rings wird Nacht sein - -.



(* 1877-04-27, † 1897-02-03)



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