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Die eine Klage


Wer die tiefsten aller Wunden

hat in Geist und Sinn empfunden,

bittrer Trennung Schmerz;

Wer geliebt, was er verloren,

lassen muß, was er erkoren,

das geliebte Herz,

 

der versteht in Lust die Tränen

und der Liebe ewig Sehnen

ein in zwei zu sein,

eins im andern sich zu finden,

das der Zweiheit Grenzen schwinden

und des Daseins Pein.

 

Wer so ganz in Herz und Sinnen

könnt ein Wesen lieb gewinnen,

o′ den tröstet′s nicht,

das für Freuden, die verloren,

neue werden neu geboren:

Jene sind′s jedoch nicht.

 

Das geliebte, süße Leben

dieses Nehmen und dies Geben,

Wort und Sinn und Blick,

dieses Suchen und dies Finden,

dieses Denken und Empfinden

gibt kein Gott zurück.



(* 11.02.1780, † 26.07.1806)




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