Psalm 68, 10.
Nun aber gibst Du, Gott, einen gnädigen
Regen, und dein Erbe, das dürre ist,
erquickest du.
Horch, was klopft auf Busch und Baum?
Fenster auf, zu lauschen!
Hör‘ ich durch den Gartenraum
Engelsflügel rauschen?
Nein, aus dunkler Wolke fließt
Leiser, linder Segen;
Sieh, wie sanft es niedergießt,
Sei uns tausendmal gegrüßt,
Süßer Abendregen!
Drückend lag des Tages Brand
Auf den dürren Triften,
Finster stand die Wetterwand
In den schwülen Lüften,
Bange war uns für die Nacht
Vor Gewitterschlägen,
Aber sieh! kein Donner kracht,
Du nur säuselst süß und sacht,
Sanfter Abendregen!
Linde legt sich schon der Staub,
Balsamduftumwittert,
Stille hält das durstge Laub,
Das vor Wonne zittert,
Trunken schlägt die Nachtigall
In Jasmingehegen
Und vermischt mit Flötenhall
Deiner Tropfen leiser Fall,
Linder Abendregen!
Wär ich doch ein Baum zur Stund,
Eine Blum im Garten,
Ach, wie tränk ich mich gesund
Nach so langem Warten!
Jede Faser ausgespannt,
Schluckt‘ ich nach Vermögen;
Träufle, träufle rings aufs Land,
Perlensaat aus Gottes Hand,
Milder Abendregen!
O wie wehn so feucht und weich
Die verkühlten Lüfte!
O wie wogen würzereich
Nachtviolendüfte!
Was der Dürre sich verschloss,
Öffnet sich dem Segen,
Mach aus meines Herzens Schoß
Auch des Dankes Düfte los,
Holder Abendregen!
Sag, was kommt so mildiglich
Gleichwie du geflossen? –
Tränen sind es, die in sich
Lang ein Mensch verschlossen,
Aber endlich fühlt sein Herz
Inniges Bewegen,
Tränen fließen niederwärts,
Lösen sanft verjährten Schmerz,
Wie ein Abendregen.
Sag, was ist dir sonst noch gleich,
Uns vom Herrn geschenket?
Gottes Wort, das gnadenreich
Durstge Seelen tränket;
Als mein Herz, ein dürres Land,
Matt vor Gott gelegen,
Kam das Wort vom Herrn gesandt,
Löschte mir der Sehnsucht Brand
Wie ein Abendregen. –
Rausche, rausche immerfort
In der Abendstille,
Bricht auch schon ein Sternlein dort
Aus der Wolkenhülle,
Und indes wir uns zur Ruh
Leichten Herzens legen,
Säusle vor den Fenstern du,
Sing ein Schlummerlied uns zu,
Milder Abendregen! –