O Wesen aller Wesen
Die gut und auserlesen
Der du den Weltpallast
Was oben mitten unden
Auch drinnen wird gefunden
Aus nichts erschaffen hast.
Dir ist bereit zu dienen
Hoch an der Himmelsbühnen
Das güldne Sternenheer
Der Erden Feld dergleichen
So weit sie nur mag reichen
Darzu das tieffe Meer.
Du bist der Herr und Meister
So vieler tausend Geister
Die deine kraft erschuff:
Dir stehet zu gebotte
Der Engel schnelle Rotte
Auff eines wortes ruff.
Der Himmel führt die Kreise
Nach ausgezielter weise
Von deiner hohen Hand
So daß den schönen fakeln
Das irren oder wakeln
Auf ewig unbekant.
Du heißt die Sonne rennen
Das jahr daraus zu kennen
Auch muß das Liecht der Nacht
Bald wachsen bald verschwinden
Die Monat’ aus zu finden
Durch deiner Ordnung macht.
Der Winter weicht dem Lenzen
Der Sommer kennt die grenzen
Die sie dem Herbste gab:
So lösen alle sachen
Die einen umlauff machen
Einander richtig ab.
Herr Gott wie deine stärke
Und weisheit alle werke
Ganz zierlich aufgestellt
Also du kwell der Güte
Umfanget dein gemühte
Mit gnaden alle Welt.
Die jahre zwar verfliessen
Wie schnelle ströme schiessen
Wir führen gleichen schlag:
Du aber bleibst bestehen
Wann tausend jahr’ hingehen
Ists bei dir kaum ein tag.
Dein Tron steht ewig feeste;
Wir Erdensöhn’ und Gäste
Sein nichts als unbestand
Wir sinken in dem schweben
Ja unser blödes Leben
Ist nur des Todes pfand.
Der ringt nach hohen ehren
Der wil die habe mehren
Und jener strebt nach kunst;
Doch was auf ganzer Erden
Nur mag genennet werden
Ist alles wie ein dunst.
Wir rüsten uns zu leben
Und Clotho[1] schneidt es eben
In dieser arbeit ab;
Wir haben hier kein bleiben
Die zeit wird vns vertreiben
Wir wallen in das grab.
O eiteles beginnen!
Der weise muß von hinnen
Der tohr muß auch daran
Die Aerzte selber schwanken
Ein Jüngling kan erkranken
Gleich wie ein greiser Mann.
Was halffen Cäsars Kronen
Was Crassens Millionen
Was Catons ernster fleiß?
Sie seind dahin gefahren
Wo niemand von den schaaren
Den weg zurüke weiß.
Der Tod braucht seine Rechte
Und fragt nicht nach geschlechte
Nach stande macht und pracht
Ein Goldstük und ein Hader
Ein Bischoff und ein Bader
Sind bei ihm gleich geacht.
Wan nun der Leib verbleichet
Der matte Geist entweichet
Wo bleibt der Erdentand?
Man überläßt ihn andern
Und muß entladen wandern
Wohin uns kaum bekant.
Herr lehr’ es mich bedenken
Und mich darum nicht kränken
Was nur den Geist beladt:
Laß mich mit klugen sinnen
Auch wenig lieb gewinnen
Was wenig bleibens hat.
Laß hier vor allen dingen
Mich nach der Tugend ringen
Dem schaze der allein
Mir nimmer mag verderben
Ja der auch nach sterben
Mir kan besizlich sein.