Die Geständnisse


ER:

 

Nur dieses kannt ich über mir: Gebot

Der Sterne hehr und klar, und aus der Ferne

Der Väter Stimmen, strenger als die Sterne,

Drei: Dienen, Tragen, Stehn, die drei sind not.

 

Da spannte sichs in mir und hielt dem Stand:

Jung setzt ich über mich ein strenges Tun

Und war mein Herr und ließ mein Herz ausruhn

Auf Gott, und auf dem Degen meine Hand.

 

Nun kam dies, das mich aus mir selber hetzt,

Wild durch mich hinreißt, mich in Staub zu schmiegen,

Mich jauchzend zu entmannen sich ergetzt.

 

Zergehen muß ich, denn ich kann nicht fliehen!

Wär ich ein Mann, wenn ich im Unterliegen

Nicht noch mich sträubte, ja noch auf den Knieen?

 

SIE:

 

Wär ich denn eine Frau, wenn ich dich bände

Und nicht mit dir an gleicher Kette ginge

Und nur, damit nicht klirren ihre Ringe,

Den Fuß kaum regen darf und kaum die Hände?

 

Auch mich bezwingts und bringt mich bis ans Ende,

Ich steh in Feur und spürs mit grausem Staunen,

Doch alle Lüsternheit und niedre Launen

Verbrennen diese reinigenden Brände.

 

Du siehst mich fahren, bangest ungeheuer

Und willst mir nach und stürzest dich hinüber

Weißt du denn nicht - du bist ja selbst mein Steuer!

 

Die Schwinge du, mit der mein Ich entschwebt,

Die Klaue du, die mich in Lüfte hebt -:

Ich lieb dich ja von Anbeginn, du Lieber!



(* 1874-02-01, † 1929-07-15)



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