Im Frühling 1842.
Ihr Brüder dort in fernem Reich,
Die ihr im Lichte schreitet,
Die ihr, an Geist und Liebe gleich,
Die Freiheit kühn erstreitet.
Ich grüß auch laut im Dämmerschein,
Der Oesterreich umsaumet,
Der morgenrot und morgenrein
Zu uns herüberträumet.
O stralte doch das helle Licht
Auch bald auf uns hernieder,
Das Kerker lüftet, Ketten bricht,
Und Liebe bringt und Lieder.
O brach ins schöne Oesterreich
Herein der Stral der Liebe,
Der in die Herzen flammengleich,
Das Wort der Freiheit schriebe!
Jüngst träumte mir in der Nacht,
Ich stünde vor dem Throne,
Umgeben rings von Kaiserpracht,
Vor Habsburgs jüngstem Sohne
Und klagte bitter, klagte schwer
Ob all der Last der Ketten,
Und still vertrauend rief ich:
Herr, Du kannst uns alle retten!
Du kannst uns geben, was uns fehlt,
Du kannst die Schmerzen lindern,
Den Jammer töten, der uns quält —
Kannst Vater sein den Kindern!
Da sah mich stumm der Kaiser an,
Als wollt er mich befragen —
Du rätselhafter, kranker Mann,
Was sollen deine Klagen? —
Und weißt du nicht, was ich dir will,
So muß ichs offen sagen:
Frei will ich sein! dann bin ich still,
Dann will ich nimmer klagen.
Ich will, daß ihr nicht, Schergen gleich,
Das Wort im Mund erwürget,
Will eine Satzung für das Reich,
Die Treu und Recht verbürget.
Ich will, daß einmal ihr begreift,
Daß nur in freien Lüften
Die Geistesfrucht zum Segen reift
Und nicht in Kerkergrüften.
Ich will das Lied, das vor mir schon
Dem Vater ward gesungen,
Dem Sohne legen vor den Thron,
Als Wort von tausend Zungen.
Ich will, daß ihr nicht Narrheit nennt
Des freien Sinnes Streben,
Daß ihr nicht ins Verderben rennt,
Da ringsum frisches Leben! —
So rief ich laut — und als ich kam
Vom Throne abgetreten,
Da weckte mich aus meinem Traum
Gerassel schwerer Ketten.