Aufschwung


Umfange mich du Liebesarm,

Du freier Geist der Zeit,

Und drück mich an den Busen warm

In stiller Seligkeit.

 

Drück mich in deine Arme lind

In weihendem Verein —

Du schließest ja ein treues Kind

In deine Liebe ein.

 

Vom Hauch es Lebens heiß durchglüht

Thaut mir das Herz dann auf, --

Mein Lied, das sonst im Thal geglüht,

Hebt dann sich himmelauf.

 

Und mußt ich früher still im Thal

Zum Himmel schauend gehn.

So werd ich nun im Sonnenstral

Vom Himmel niedersehn.

 

Hebe dich, du deutsche Kraft,

Brich die morschen Schranken!

Weil du dich emporgerafft,

Darfst du auch nicht wanken.

 

Sieh, wie dir die Freiheit lacht —

Folge ihrem Winken,

Um ihr dann mit Liebesmacht

An die Brust zu sinken!

 

Schwinge deines Geists Schwert

Als ein kühner Fechter,

Zeige dich des Danks wert

Kommender Geschlechter!

 

Ficht in aus den heil′gen Kampf,

Den du ernst begonnen,

Bis im letzten Todeskrampf

Alle Nacht zerronnen.

 

Ohne Haß und ohne Groll

Hebe deine Stimme,

Kämpfe stark, doch liebevoll,

Daß der Morgen stimme.

 

Sprich es aus das große Wort

In die Welt, die krank,

Künd es laut an jedem Ort:

Gott ist - der Gedanke!

 

Und erringe diesem Gott --

Deinem Geist — das Leben,

Rett ihn aus der Ketten Spott,

Laß ihn frei erheben.

 

Dulde keinen Geisteszwang,

Und wills so nicht gehen,

Laß ihn unter Schwerterklang —

Deutsches Volk — erstehen.



(* 1819-08-20, † 1904-05-30)



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