Schweizer und Landsknechte


Im Rheintal gegen die Schweizer hielt der Landsknechte Schar,

des Feindes fester Stellung nahmen sie ungern wahr;

sie sah′n aus ihrem Lager mit Grimm die Höh′n hinauf,

stolzierend in roten Wämsern, gestemmt die Faust am Knauf.

Sie sangen, tanzten und trieben der argen Kurzweil viel,

der Krug lag bei der Trommel und drauf das Würfelspiel.

Sie kneiften in die Wangen und nahmen den Fingerring

der jungen Dirne, die eilig vorbei am Lager ging.

Vor Altmoos hielten ihrer zweitausend an der Zahl,

die Eidgenossen sahen vom Berg herab ins Tal.

Gescholten und vergolten ward mancher Schimpf und Hohn

und manchem kecken Trotzwort ein Schuß dafür zum Lohn.

Da fiel es eines Tages den guten Gesellen ein,

sie wollten zur Hochzeit laden die Hirten auf dem Stein,

sie hingen Brautgewande mit Fleiß um eine Kuh,

sie banden ihr um die Klauen auch nette Schnabelschuh′,

sie wanden um die Hörner ihr einen dicken Kranz

und führten sie mit Bändern hervor als wie zum Tanz.

Es stund die Kuh und brüllte zurück nach ihrem Haus,

da lachten sie und sagten, sie stößt schon Seufzer aus.

Nun wird wohl einer kommen und freien um die Maid,

hei, wie sie prächtig schreitet in ihrem Schweizerkleid!

Sie riefen zu den Hirten nach Altmoos in den Ort:

Kommt doch herab zur Hochzeit, da sagten die: Aufs Wort!

Sie packten ihre Kolben, der Spaß verdroß sie fast,

und als es dunkel wurde, da kamen sie zu Gast.

Sie brachen wie ein Waldstrom herab mit Sturmgetos,

sie stürzten wie die Stiere auf ihre Feinde los.

Sie rannten an und nahmen den Lagerwall im Lauf,

noch eh′ in ihren Zelten die Landsknecht′ sprangen auf.

Die schlugen wie die Bären um sich in ihrer Not,

doch war von hellem Brande das Lager schon entloht.

Da sank manch wackrer Landsknecht hin in den roten Klee,

und die geflohn, ertranken im Rhein und Bodensee.

Die Schweizer aber trieben das Kühlein mit nach Haus

und sagten zueinander: Es war ein feiner Strauß.



(* 1820-01-22, † 1905-06-18)



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