Es hat die Dirne mich geküßt:
Da ward ich von süßem Taumel trunken, –
Und als ob es Frau Venus selber wär′,
Bin ich ihr an die wildwogenden Brüste gesunken . . .
Es hat die Dirne mich geküßt, –
Ihre reifrothen Lippen auf den meinen erblühten –
Da vergaß ich die harte Noth und den Tod
Und meiner Mutter liebfrommes Behüten . . .
Es hat die Dirne mich geküßt –
Da war′s mir, als quöllen Flammenbäche
Wie der Hölle Sengstrom durch meinen Leib, –
Als ob bacchantische Brunst mir den Schädel zerbreche! . .
Es hat die Dirne mich geküßt –
Schluchzend lag ich vor ihr im Staube –
Da war′s mir, als stürbe der Gott in mir,
Als stürb′ an sündlose Lieb′ mir der Glaube . .
Es hat die Dirne mich geküßt,
Da wußt′ ich, daß ich die Seele verloren –
Da wußt′ ich, daß ich dem Schacher gleich,
Meine Seele der Hölle zugeschworen! . . .
Es hat die Dirne mich geküßt –
Wohl trink′ ich in ihren Armen Wonne – –
In meinem Herzen aber ist Finsterniß,
Und verdorrt ist mir des Glückes Bronne! . . .
Verdorrt ist mir der lebendige Muth,
Für meine Brüder die Gasse zu bahnen, –
Zerbrochen hab′ ich die blitzende Wehr,
Zerbrochen die wurfzerfetzten Fahnen . . .
Seitdem die Dirne mich geküßt,
Kann ich nur ihr gehören zu eigen . . .
In Brünsten umklamm′re ich den weißen Leib
Und küsse sie – und der Rest ist Schweigen.