XIII. Leitlîche blicke


I

 

Leitlîche blicke unde grôzlîche riuwe

hânt mir daz herze und den lîp nâch verlorn.

mîn alte nôt die klagte ich vür niuwe,

wan daz ich vürhte der schimpfaere zorn.

Singe aber ich dur die, diu mich vrowet hie bevorn,

sô velsche dur got nieman mîne triuwe,

wan ich dur sanc bin ze der welte geborn.

 

II

 

Maniger der sprichet: "nu sehent, wie der singet!

waere ime iht leit, er taete anders danne sô."

der mac niht wizzen, waz mich leides twinget.

nu tuon aber ich rehte, als ich tet aldô.

Dô ich in leide stuont, dô huop sî mich gar unhô.

diz ist ein nôt, diu mich sanges betwinget.

sorge ist unwert, dâ die liute sint vrô.

 

III

 

Diu mînes herzen ein wunne und ein krôn ist

vor allen vrowen, die ich noch hân gesehen,

schoene unde schoene, diu liebe aller schônist

ist sî, mîn vrowe; des hoere ich ir jehen.

Al diu welte si sol durch ir schoene gerne sehen.

noch waere zît, daz du mir, vrowe, lônist.

ich kan mit lobe anders tôrheit verjehen.

 

IV

 

Stên ich vor ir unde schouwe daz wunder,

daz got mit schoene an ir lîp hât getân,

sô ist des sô vil, daz ich sihe dâ besunder,

daz ich vil gerne wolt iemer dâ stân.

ôwê, sô muoz ich vil trûric scheiden dan,

sô kumt ein wolken sô trüebez dar under,

daz ich des schînen von ir niht enhân.



(* 1150-00-00, † 1222-00-00)



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