Die Unendlichkeit (L′Infinito)


Immer lieb war mir dieser einsame

Hügel und das Gehölz, das fast ringsum

ausschließt vom fernen Aufruhn der Himmel

den Blick. Sitzend und schauend bild ich unendliche

Räume jenseits mir ein und mehr als

menschliches Schweigen und Ruhe vom Grunde der Ruh.

Und über ein Kleines geht mein Herz ganz ohne

Furcht damit um. Und wenn in dem Buschwerk

aufrauscht der Wind, so überkommt es mich, dass ich

dieses Lautsein vergleiche mit jener endlosen Stillheit.

Und mir fällt das Ewige ein

und daneben die alten Jahreszeiten und diese

daseiende Zeit, die lebendige, tönende. Also

sinkt der Gedanke mir weg ins Übermaß. Unter-

gehen in diesem Meer ist inniger Schiffbruch.

 

(Aus dem Italienischen von Rainer Maria Rilke)



(* 1798-06-29, † 1837-06-14)



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Kommentare


  • christine matha
    wunderbare Übersetrzung eines schwierigen Gedichtes. Auch die Musikalität ist dabei nicht verloren gegenagen. Die deutsche Fassung bringt noch umeine Nuance mehr das Philosophische mit sich.