Empfindungen in einer Gesellschaft


in Lascy's Garten, nach Adolphs Abreise

 

Endlich, Freund, hab' ich mit Furcht und Beben

Zu der Stätte, wo mein Herz dich fand,

Feyerlich mich heute hinbegeben,

Und erneut, was ich einst da empfand:

 

Sah die Gegend wieder blühn und grünen,

Alles sich erfreuen um mich her,

War die einz'ge traurend unter ihnen,

Denn ich fand, o Trauter, dich nicht mehr.

 

Hab dich nirgend, nirgend zu erwarten,

Nicht auf Wiesen, nicht im Büschicht dort! - -

Und so ward der sonst beliebte Garten

Mir zum schaudervollen Trauerort.

 

Bergend meine Schwermuth unter Scherzen,

Lacht' ich mit in ihren Lärm, und zwang

Lange mich, bis das Gefühl der Schmerzen

Durch die Masque meines Frohsinns drang;

 

Losgerissen von dem Städteschwarme,

Schlich betäubt ich hin, und tief bewegt

Schloss ich fest den Baum in meine Arme,

Der die Spuren deines Nahmens trägt;

 

Barg mit Wehmuth, die kein Wort bestimmet,

Sinnelos am Stamme das Gesicht;

Fühlte, dass die Glut im Busen glimmet:

Aber weinen, weinen konnt' ich nicht.

 

Wollte dann der Wege jeden gehen,

Die ich einst an deinem Arm durchwallt;

Wollt' all alles wiederum besehen,

Wenn es gleich die Schwermuth düster malt.

 

Doch der Sturm erhob sich in den Lüften,

Und die Wolken thürmten schwarz sich auf,

Und der Blitze Drohn aus ihren Klüften

Hemmten mich in meinem Pilgerlauf:

 

Halben Wegs musst' ich zurückekehren,

Unbesucht blieb Hügel, Wasserfall;

Und von Philomelens Zauberchören

Hört' ich nur von fern den Wiederhall.

 

Könnt' ich dich nur Einmal wieder sehen,

Wieder küssen nur ein Einzigmal:

Ruhig wollt' ich dann durchs Leben gehen,

Und vergessen meiner Leiden all.

 

Doch getrost! vielleicht schlägt eine Stunde,

Sollte sie auch weit entfernt noch seyn,

Da wir, trotz dem hier zerrissnen Bunde,

Ihn in bessern Welten noch erneun.



(* 1768-03-24, † 1839-07-24)



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