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Der Frühlingsregen am Genfersee


Düstrer Wolkenzug, o schwebe näher,

Walle still am Jura dort hinab;

Und der Landmann, treuer Wetterspäher,

Jub′le: Segen träufelt uns herab!

Seht des schönen Sees Bett verdunkelt,

Wo die Möve dort ins Wasser streift;

Des Saleve Scheitel heiß umfunkelt;

Jenes Huhn, das unters Obdach läuft.

Graue Schatten wandeln, schweben, tauchen

Schnell das Thal in trübe Dämm′rung ein;

Kräuterknospen öffnen sich, und hauchen

Süßern Duft als Zeilons Spezerein.

Regen rieselt freundlich und gelinde

Jetzt auf Hügel, Acker, Wies′ und Feld;

Und der Vögelchor im Frühlingswinde

Tönt im Busch, vom Zitterglanz erhellt.

Auf der Dole schwimmt ein Meer von Strahlen;

Purpur färbt das öde Felsenschloß;

Rosenschimmer, die den Mole mahlen

Sinken auf des Sees Spiegelschooß.

Erd′ und Himmel, Fels und Thal und Hügel,

Glänzt in reiner Farbenharmonie;

Die Gewässer und der Winde Flügel

Rauschen drein in hoher Melodie.

Schalle dann: Laut durch die Welt ertöne,

Edler Chor, den unser Freund erschuf;

Und der Menschenstimme Zauber kröne

Der Natur vereinten Freudenruf.



(* 03.06.1765, † 25.05.1835)




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