Der Frater Kellermeister


(Ein rheinischer Schwank)

 

Den Frater Kellermeister,

Den schickt man an den Rhein,

Es war ein lust′ger, feister,

Ein Kenner war′s vom Wein.

Fürs Kloster soll er kaufen

Ein Faß vom besten Wein,

Doch nur das Wassertaufen

Das mög′ er lassen sein.

 

Herr Abt, den müßt ihr loben!

Denn in derselben Nacht

Hat er, den Wein zu proben,

Sich auf den Weg gemacht.

"Wo sind′ ich nur den rechten

Wohlauf, wohlab den Rhein,

Den duftigsten, den echten,

Wie Gold so klar und fein?"

 

Er probt am frühen Morgen

Am Rüdesheimer Faß,

Er macht sich voller Sorgen

Die Kennerzunge naß.

Die Rosen luftig blühten

So duftig und so rot,

Des Fraters Wangen glühten,

Er probt sich fast zu Tod′.

 

"Johannisberg hat Flausen,

Es wirft so leicht sein Most,

Der Rote von Asmannshausen

Ist da die beste Most.

Ihr Brüder in den Zellen,

Ach Gott, wie habt ihr′s gut!

Ich muß den kopf zerschellen

Nach rechtem Traubenblut."

 

Der Frater zog am Rheine

Hinauf, hinab fortan:

"Herr Wirt, vom besten Weine;

Ach, helft mir armen Mann!"

Am Rhein sind lust′ge Leute,

Der Frater blieb am Rhein,

Es harrt der Abt noch heute

Auf ihn und auf den Wein.



(* 1839-06-13, † 1890-11-03)



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