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Was ich liebe


Ich liebe die hektischen, schlanken

Narzissen mit blutrothem Mund;

Ich liebe die Qualengedanken,

Die Herzen zerstochen und wund;

 

Ich liebe die Fahlen und Bleichen,

Die Frauen mit müdem Gesicht,

Aus welchen in flammenden Zeichen,

Verzehrende Sinnenglut spricht;

 

Ich liebe die schillernden Schlangen,

So schmiegsam und biegsam und kühl:

Ich liebe die klagenden, bangen,

Die Lieder von Todesgefühl;

 

Ich liebe die herzlosen, grünen

Smaragde vor jedem Gestein;

Ich liebe die gelblichen Dünen

Im bläulichen Mondenschein;

 

Ich liebe die glutendurchtränkten,

Die Düfte, berauschend und schwer;

Die Wolken, die blitzedurchsengten,

Das graue wuthschäumende Meer;

 

Ich liebe, was niemand erlesen,

Was keinem zu lieben gelang:

Mein eigenes, urinnerstes Wesen

Und alles, was seltsam und krank.



(* 29.05.1870, † 26.10.1928)




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