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An den Mond


I.

 

Der Mond schien über′s Dünenland,

Da lag ich hingestreckt im Sand

Und sann und sann, das Auge wach.

 

Den Bahnen, die durch′s Weltmeer geh′n,

Den Sternen, die am Himmel steh′n,

Begierig fragt′ ich ihnen nach. -

 

Nun ist der Sterne Schein verglommen,

Der Wellen Wege sind verschwommen,

Auf lichten Schwingen naht der Tag.

 

Was mir der Sterne Schrift erschlossen?

Was mir an Weisheit zugeflossen

Aus Windesbraus und Wellenschlag?

 

Nicht frag′ ich mehr nach Thoren Art:

Was unerforschbar uns verwahrt,

Ich find′ es nie und nimmermehr!

 

Unendlichkeit im engen Raum,

Von deines dunklen Schleiers Saum

Tropft doch ein Schimmer Lichtes her.

 

II.

 

Stiller Mond!

In quellender Fülle silbernen Lichtes steigst du auf:

Und wallest gießend über die Wege der Nacht!

 

Herrlich thront

Im Blau der Wolken die blendende Scheibe, flimmernd und fahl,

Und weithin fluthet von dir ein milder Glanz.

 

Sage, wohnt

Dir dort, unter Sternen, göttlichen Glückes unsterblich Theil?

Oder klimmst du allnächtig in wachsender Sehnsucht

 

Empor, zu schau′n

Aus ewiger Ferne der sterblichen Menschen wechselnd Geschlecht? - -

Aber schweigend ziehst du dahin, ein leuchtend Geheimniß.



(* 09.02.1834, † 03.01.1912)




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