Die Heide-Touristen


Sie liegen wie gemäht in Heidekraut.

In ihren Köpfen stecken kurze Pfeifen.

Rauch quillt. Verweht. – Ein harter Mittag blaut.

Licht glüht herab in breiten Strahlenstreifen.

 

Einer sitzt wach mit vorgestrecktem Haupt.

In seinem Schoß blinkt eine Mandoline.

Sein Blick stößt vor, daß er der Landschaft raubt

ein braunes Lied, das seiner Sehnsucht diene.

 

Um ihn die Schläfer träumen in der Stadt.

Der Traum warf sie zurück in ihre Zinnen,

ins Trübe, das sie sonst umdüstert hat.

Die helle Heide sank von ihren Sinnen.

 

Doch jeder hat sein Mädchen dort. Das brennt

jetzt rötlich auf in ihren müden Hirnen.

Und der, der einsam wacht und sieht, erkennt

das kleine Licht auf ihren braunen Stirnen.

 

Und stark in gelbe Ferne späht er wieder.

Schwül wogt sein Blut und trübt ihm sein Gesicht.

Hell auf den Höhen stehen viele Lieder.

Doch er ist sehnsuchtsblind und sieht sie nicht.

 

Die Mandoline blinkt auf seinen Knien

noch stumm und wartend, da die andern wachen.

Und langsam folgt er, als sie weiterziehn,

und sonderbar tönt ihm ihr gutes Lachen.



(* 1890-01-06, † 1914-09-26)



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