Jugend und Alter


Und in meiner Jugend schalt ich:

Wohin fliegst du, kühner Muth?

Wohin flammst du so gewaltig,

Du unstillbar wilde Gluth?

Himmelstürmende Gedanken,

Allertiefste Seelenpein,

Zwischen Erd′ und Himmel schwanken,

Unruh, willst du ewig seyn?

 

Sehnsucht aus der Nacht zur Helle,

Aus der Helle hin zur Nacht,

Nenn ich′s Himmel, nenn′ ich′s Hölle,

Was mich so unselig macht?

Wie ein Jagdhund auf der Fährte,

Der verschiednes Wildpret jagt,

Such ich auf der weiten Erde

Ein Verlornes, das mich plagt.

 

O du Engel, der die Pfade

Zu dem Paradies bewacht,

Aus dem Aufenthalt der Gnade

Adam auf den Schub gebracht, -

Künde, löse dem verlornen

Halbling zwischen Thier und Geist,

Dem für′s Distelfeld Gebornen

Doch dieß Räthsel, wenn du′s weißt!



(* 1769-12-26, † 1860-01-29)



Weitere gute Gedichte von Ernst Moritz Arndt zum Lesen.