Schnee deckt Gebirg und Ebne;
Eis fesselt Meer und Flüsse;
Wie gräßliche Gerippe
Stehn Waldung und Gebüsche.
Im Herbste starb die Sonne,
Seitdem herrscht Tod auf Erden ....
Was seh′ ich? ... Unsichtbare
Und rasche Hände rollen
Das finstere Gewölke,
Das uns den Winter über
Des Himmels Anblick raubte,
Wie einen Reisemantel
Zusammen, und es öffnen
Sich angelweit die Thore
Der hellazurnen Wohnung
Der Sonne, der verjüngten,
Der neuen, jetzo münd′gen
Beherrscherin der Erde!
Nach allen Seiten stürzen
Von ihres Thrones Fuße,
Wie flüssig Gold und Silber,
Sich volle Lebensbäche
Zur starren Erde nieder.
Der stürzt in′s Meer, und schmelzet
Der Wogen starke Bande:
Seht! dichter Qualm entsteiget
Dem Kampf der Elemente.
Der stürzt auf das Gebirge,
Und die entfernten Berge
Erscheinen blau, die nahen
In anmuthsvollem Grüne.
Der stürzet auf die Ebne,
Und der einfärb′ge Schnee wird
Zu tausendfarbnen Blumen;
In üppigem Gewande
Erscheinen Wald und Büsche.
Horcht! ... Eine graue Wolke,
An Form dem Meerschiff′ ähnlich,
Durchschneidet raschen Laufes
Der Lüfte blaue Wellen;
Harmonisches Geflöte
Enttönet ihrem Schweben,
Je näher, desto voller,
Anmuthiger, erhabner!
Ist′s eine Zauberwolke,
Der eine Fee in heitrer,
Scherzhafter Laune Leben
Und Stimme mitgetheilet ...
O anmuthsvoller Irrthum!
Es sind die Sängerinnen,
Des Lenzes Zauberkehlen,
Ein Heer von Nachtigallen!
Den Schaaren der Erobrer
Nicht ungleich, nehmen schnell sie
Besitz von Hain und Walde,
Und lassen sich da nieder,
Um alles rings mit Leben
Und Wohllaut zu erfüllen!