»Wer mag mit mir sich messen?« -
Ich! sprach die hohe Eiche,
Mit stolzem Wipfel rauschend. -
Dem Schooße schwarzer Wolken
Entspringt der Blitz, gleich einer
Ergrimmten Feuerschlange,
Und knickt die starke Eiche,
Wie einer Blume Stengel
Der unvorsicht′ge Knabe.
»Wer mag mit mir sich messen?« -
Ich! sprach der Thurm, deß goldne
Und weitgesehne Scheitel
Die wandernde Gewölke
Oft wie in Flor verhüllen. -
Ein ungeheurer Drache,
Reißt brüllend durch die Wolken
Der Blitz sich, und hat, ehe
Du dich′s versiehst, des Thurmes
Trotzvolles Haupt verschlungen,
Es rinnen breite Streifen
Geschwärzten Goldes graunvoll
Längs seinen Mauern nieder.
»Mit mir kann nichts sich messen!«
Spricht er zuletzt und stürzt sich
Ein pfeilgeschwinder Taucher,
In′s Meer, das ein Orlogschiff
Mit ausgespannten Segeln
Itzt eben stolz durchwallet.
Es brennt zwei Augenblicke,
Da fliegt in glüh′nden Trümmern
Mit fürchterlichem Knalle
Es in die Luft, es fallen
Die Trümmer dann zurücke
In′s Meer und gehen unter.
Es bleibt keine Spur nach
Von dem gewalt′gen Baue.
So bist du, Blitz, im Zorne
Und im Geleit des Bruders
Des grausen Unsichtbaren,
Von dessen Tritten ringsum
Die weite Erd′ erzittert.
Doch bist, o Blitz, nicht immer
Du furchtbar und verderbend.
In warmen Sommernächten
Sehn wir oft in der Ferne
Dich ohne Donner leuchten.
O welch ein hehres Schauspiel
Beut dann der Menschen Auge
Sich dar! So oft du leuchtest,
Glaub′ ich, daß meinen Blicken
Der Himmel sich eröffne,
Ich glaube schon die Stufen
Von Gottes Thron zu schauen.
Ja, holder Blitz, nicht einmal
Kam mir schon der Gedanke,
Es sei das, was ich sehe,
Wohl das auf Augenblicke
Enthüllte Aug′ der Gottheit.