Kom Liebste / laß uns Rosen brechen /
Weil sie noch voll und färbicht seyn
Laß andre / was sie wollen / sprechen /
Die Flucht schleicht sich den Jahren ein.
Wir müssen unverwendet schauen
Wie uns diß alles folgen muß /
Die Jugend trägt sich durch die Auen
Geschwind mit unvermerckten Fuß.
Das Haar / der Mund und diese Wangen
Vergehen offt in kurtzer Zeit.
Der augen-Liechter göldne Spangen
Seyn für dem Tode nicht befreit.
Die edle Schönheit der Geberden /
Die meiner Liebe Mutter ist /
Kan durch den Wind verwehet werden.
Kom Liebste / weil du jung noch bist.
Wer sucht den Mäyen unsrer Tage
Hernach / ist er einmahl vorbey?
Häufft sich des Winters Leid und Plage /
So sind wir aller Liebe frey.
Wie sich ein Regenstrom behende
Von Bergen in die Thäler geust:
So reissen wir uns selbst zum ende /
Das uns jtzund schon eylen heist.
Sind wir in dürren Sand geleget /
So werden wir und bleiben bleich.
Ein Stock der keine Zweige träget /
Jst keiner frischen Myrte gleich.
Drümb laß uns lieben / wie es gehet /
Eh noch der Abendstern anbricht.
Wer in der Liebe nichts verstehet /
Der braucht der edlen Jugend nicht.