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Ostersamstag


Wie die Frauen

Zions wohl dereinst beim matten Grauen

Jenes Trauertags beisammen standen,

Worte nicht mehr, nur noch Tränen fanden;

 

So noch heute,

Stehen als in ferne Zeit verstreute

Bleiche Zionstöchter, Anemonen,

In des Nordens winterlichen Zonen:

 

Vom Gewimmel

Dichter Flocken ist er trüb der Himmel;

Traurig stehen sie die Köpfchen hängend,

Und in Gruppen sich zusammendrängend.

 

Also einsam,

Zehn und zwölfe hier so leidgemeinsam,

Da und dort verstreut auf grauer Oede,

Weiße Tüchlein aufgebunden Jede.

 

Also trauernd,

Innerlich vor Frost zusammenschauernd,

Stehn alljährlich sie als Klagebildniß

In des winterlichen Waldes Wildniß



(* 05.08.1835, † 15.02.1918)




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Kommentare

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  • Gravatar von Quadrathans
    Quadrathans |
    vor rund 14,5 Jahren

    Eines der wirklich großen
    Gedichte vom Ende des 19. Jh.
    Uns geschenkt vom Dichter und
    Naturphilosophen Chr. Wagner
    aus Warmbronn bei Leonberg.