An den Frieden


Friedensgöttin, komm, ich flehe

Dir mit hochgehobner Hand,

Komm herab von deiner Himmelshöhe,

Dich bedarf mein armes Vaterland.

 

Sieh im Maienmonde wollen

Heere ziehen in das Feld.

Wie sie schon die Augen blutig rollen,

Zu verheeren eine ganze Welt.

 

Freude flieht vor Mavors Rufe,

Der sich schlachtendurstig naht;

Seiner kriegerischen Rosse Hufe

Stampfen, knicken unsre Frühlingssaat.

 

Blumen sterben, wo die Sohle

Eines erznen Kriegers geht;

Traurig liegt das Röschen, die Viole,

Jedes Blümchen auf zertretnem Beet.

 

O so komm, du Friede, nieder,

Sänftige der Krieger Sinn.

Tausend Deutsche, alle brav und bieder"

Grüßen dich, du Himmels-Königin.



(* 1739-03-24, † 1791-10-10)



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Kommentare


  • Anonym
    Ein sehr schönes Gedicht. Man fühlt deutlich, die Emotionen, die Schubart übermitteln wollte.