So viel scheint gross und kostbar


So viel scheint gross und kostbar, und es blickt

Das Volk drauf hin bewundernd, aber einer

Steht abseits; ihm erscheint es um so kleiner

Und gallenbitter, was sie hoch entzückt.

 

Und das sogar: der eitlen unverständ′gen

Gedankenlosen Welt muss er sich fügen,

Muss reden, wie sie spricht und Freude lügen,

Und lächelnd die verborg′nen Tränen bänd′gen.

 

Mein Glück ist nur, dass ganz verborgen sei,

Was ich beweine und was heimlich trachtend

Des Herzens Wünsche wollen, die ich hege.

 

Blind ist die Welt und nur Verrätern treu,

Ich aber, Hass und Ehre gleich verachtend,

Geh still und einsam weiter meine Wege.

 

(Deutsch von Hermann Grimm)



(* 1475-03-06, † 1564-02-18)



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