Der Freundin


Wenn deine Hand in meiner ruht,

Mein Herz den Schlag des deinen fühlet,

Denk′ ich nicht mehr der dunkeln Fluth,

Die leis′ mein Leben unterwühlet.

 

Vergessen ist, was ich erfuhr,

Verfehltes Streben und Beginnen!

Der Zweifel und der Wunden Spur

Tilgt deines Auges Stral von hinnen.

 

Voll freud′gen Schwunges, kühn und mild,

Stark im Vollbringen, rein im Wollen,

Stehst du vor mir, ein leuchtend Bild

Deß was ich hätte werden sollen.

 

Mit tausendfält′ger Last beschwert,

Ward ich im Lauf zurückgehalten;

Gelobt sei Gott, der dir gewährt,

Dich frei und kräftig zu entfalten!

 

O alles Heil und alles Glück,

Das ich mir selber sah entwallen,

Es lächelt mir aus deinem Blick

Und mein ist′s, da dir′s zugefallen!



(* 1814-12-30, † 1894-07-05)



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