Der treue Gefährte


Im Aether jauchzt ein Lerchenchor,

Da hält er zugepreßt sein Ohr;

Süß duftet dort das Rosengesträuch,

Da wird er schwindlig und todtenbleich.

 

Und als wir stiegen den Berg hinan,

Verlor den Athem der arme Mann;

Ich wallt’ empor mit leuchtendem Blick,

Doch er blieb keuchend unten zurück.

 

Ich aber stand jauchzend ganz allein

Am Bergesgipfel im Sonnenschein!

Rings grüne Triften und Blumenduft!

Rings wirbelnde Lerchen und Bergesluft!

 

Und als ich wieder zu Thal gewallt,

Da stieß ich auf eine Leiche bald:

O weh, er ist’s! Todt liegt er hier,

Der einst der treu’ste Gefährte mir!

 

Da ließ ich graben ein tiefes Grab

Und senkte die Leiche still hinab,

Drauf setzt’ ich einen Leichenstein

Und grub die Wort’ als Inschrift drein:

 

»Hier ruht mein treu’ster Genoß im Land,

Herr Hypochonder zubenannt;

Er starb an frischer Bergesluft,

An Lerchenschlag und Rosenduft!

 

Sonst wünsch’ ich ihm alles Glück und Heil,

Die ewige Ruh’ werd’ ihm zu Theil,

Nur wahr’ mich Gott vor’m Wiedersehn

Und seinem fröhlichen Auferstehn!«



(* 1808-04-11, † 1876-09-12)



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