Dorfstille


Holunderduft liegt auf der Dorfesgasse -

die Hüttenfenster gleißen sonnenbunt.

Die Büsche schatten breit - es fliegen blasse

und volle Blüten schwebend hin im Rund.

 

Die Kirche ragt im goldengrünen Dämmern

der Linden, die sie überdrängen breit.

Nur aus verlorner Ferne dringt ein Hämmern,

als sei’s der Herzschlag dieser Einsamkeit...

 

Sonst alles klangtot! und die Mittagstille

liegt wie mit erz’nen Flügeln überm Land -

ich glaube fast, man hört es, wenn die Hülle

der Blätterknospen sprengt ihr bräunlich Band...

 

Ich glaube fast, man hört es, wenn im Neste

die Schwalbe sich im Mittagsschlafe regt,

und wenn ein Bienlein durch die Lindenäste

die Würze tropfend aus den Blüten trägt...



(* 1849-05-05, † 1923-04-13)



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