Weihe des Schmerzes


Schon meinen Spielgenossen hieß ich Träumer;

Denn wie ein Bruder engverwandt von je,

Fühlt′ ich, o Schmerz, du tiefer, allgeheimer,

Mich dir und deinem dunklen Weh.

 

Wenn lachend über mir des Lebens blauer

Lichthimmel hängt, mich Scherz und Lust umhallt,

Doch stets zu dir in deine ernste Trauer

Zurückgezogen werd′ ich bald.

 

In mich mit langen, durst′gen Zügen sauge

Ich deinen Odem, während so vertraut,

Und wie aus Weltalltiefen doch, dein Auge,

Das große, dunkel auf mich schaut.

 

Da fühl′ ich: aus dem düstern Reich dort unten

Nur kommt die Weihe in des Menschen Brust,

Und matt und schal erscheint mit ihren bunten

Trugbildern mir der Erde Lust.



(* 1815-08-02, † 1894-04-14)



Weitere gute Gedichte von Adolf Friedrich Graf von Schack zum Lesen.