Der Augenblick


Nun Nacht um mich! Entschwunden im Flug

Der leuchtende Augenblick,

Der Seligkeit im Schoße mir trug,

Nie, nie mehr kehrt er zurück.

 

Durch dunkelnde Wolken plötzlich quoll

Aus innerstem Himmel ein Schein;

Ich starrte entzückt und wonnevoll

In die strahlende Glorie hinein.

 

Sie, sie stand vor mir, doch sah ich sie kaum,

So war sie von Glanz umwallt;

Hernieder beugte vom Wolkensaum

Zu mir sich die Engelgestalt.

 

Mich hätt′ ein Wort zum Gotte gemacht,

Wenn ich haschte den Augenblick;

Doch er rauschte vorüber, mit ihm in Nacht

Schwand alles wieder zurück.

 

Nun send′ ich ihm nach das gestammelte Wort,

Verlorener, der ich bin!

Die Tage rollen, die Jahre fort,

Doch er ist dahin, dahin!



(* 1815-08-02, † 1894-04-14)



Weitere gute Gedichte von Adolf Friedrich Graf von Schack zum Lesen.