An den Kuckuck


Stimme, die im Frühlingswinde

Fernher durch das Laubgrün hallt,

Tönt dein Ruf, wie einst dem Kinde,

Neu mir aus dem Buchenwald?

 

Jahre, mehr als du dem Knaben,

Muntrer Vogel, prophezeit,

Sind seitdem verrollt; begraben

Liegt die goldne Jugendzeit.

 

Hin die erste zauberische

Dämmerhelle vor dem Tag,

Als der Tau in Morgenfrische

Auf des Lebens Blüten lag,

 

Hin der Rausch, als himmelwärts mir

In der Jugend erstem Stolz

Sich die Seele hob, das Herz mir

An geliebten Blicken schmolz!

 

Du indes, Unsterblich-Froher,

Hast in deiner Waldeslust

Nichts von Trauer, nichts von hoher

Hoffnungen Verblühn gewußt.

 

Neu dir keimt, wenn es gefallen,

Mai für Mai das Laub empor,

Und durch grüne Blätterhallen

Schweifst du fröhlich wie zuvor.

 

Juble fort in deinen Hainen,

Während, nie mehr zu erstehn,

Unser Glück und unsre kleinen

Leben in den Wind verwehn!



(* 1815-08-02, † 1894-04-14)



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