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Rettung


Mein Mädchen ward mir ungetreu,

Das machte mich zum Freudenhasser;

Da lief ich an ein fließend Wasser,

Das Wasser lief vor mir vorbei.

 

Da stand ich nun, verzweiflend, stumm;

Im Kopfe war mir′s wie betrunken,

Fast wär ich in den Strom gesunken,

Es ging die Welt mit mir herum.

 

Auf einmal hört ich was, das rief;

Ich wandte just dahin den Rücken;

Es war ein Stimmchen zum Entzücken:

"Nimm dich in Acht! der Fluß ist tief."

 

Da lief mir was durch′s ganze Blut,

Ich seh′, so ist′s ein liebes Mädchen;

Ich fragte sie: "Wie heißt du?" - "Käthchen!"

"O schönes Käthchen! Du bist gut.

 

Du hältst vom Tode mich zurück,

Auf immer dank′ ich dir mein Leben;

Allein das heißt mir wenig geben,

Nun sei auch meines Lebens Glück!"

 

Und dann klagt′ ich ihr meine Not,

Sie schlug die Augen lieblich nieder;

Ich küßte sie und sie mich wieder,

Und - vor der Hand Nichts mehr von Tod!



(* 28.08.1749, † 22.03.1832)




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