Glaube nicht nur dem Sonnenlicht:
Ganze Wahrheit zeigt es dir nicht!
Bist wohl zur Hälfte lichtdurchtränkt,
Aber zur Hälfte auch eingesenkt
Ins heimlichgroße Reich der Nacht -
Weißt du, was mehr dein Wesen macht?
Wenn du den Zauberbecher trankst,
Müd in den Schoß der Mutter sankst:
Schwindet da nicht in ihrem Kuß
All dein Tagsein, Not und Genuß,
Kampf und Können und Trotz und Trieb
Zu leichten Nebeln, bis nichts mehr blieb?
Und hobst du dein Haupt, und schautest du
In des Mutterauges bannende Ruh′:
Wird dir da nicht urmächtig bewußt
Manche Trauer und manche Lust,
Manch eine Furcht oder Zuversicht,
Die du nicht kennst im strömenden Licht?
Tag bringt Tat, und Nacht singt Sein,
Beide schließen dein Leben ein -
Lausche der Wahrheit, wo immer sie rief!
Klar ist der Tag: doch die Nacht ist tief.